Natur erleben

Waldtage und Kinderhausgarten 

Der regelmäßige Aufenthalt im Wald gehört zu einem wesentlichen und unersetzbaren Bestandteil unserer Arbeit. Der Kontakt zur Natur, das Eingebundensein in den jahreszeitlichen Rhythmus schaffen eine sinnliche Erfahrung und Auseinandersetzung mit Dingen, die in unserer heutigen, oftmals reizüberfluteten Welt so nicht gelernt werden können. 

Lernen ist hier ganzheitlich und phantasievoll. Unvorhergesehene Situationen sind Auslöser für unterschiedliche Erfahrungen und Reaktionen. Das Entdecken von neuen, unbekannten und wiedererkannten Dingen führt zu neuen und originellen Aktionen. Das Finden führt zum Erfinden. 

Waldtage ermöglichen das Erleben einer Welt der Veränderungen und Überraschungen, die in dieser Intensität in der Einrichtung nicht zu finden ist. So werden neue Erfahrungsräume geschaffen, welche einen Ausgleich zu einer oftmals allzu eingeschränkten Erlebniswelt der Kinder bilden. 

Die Bewegung in freier Natur bildet außerdem einen Gegenpol zu mangelnden Bewegungsräumen und bietet durch die Spaziergänge – auch durch unwegsames Gelände – die Möglichkeit zur Wahrnehmung des eigenen Körpers. 

Waldtage ermöglichen die Erfahrung von zeitlicher und räumlicher Wahrnehmung. So werden verschiedene Strecken zurückgelegt, Distanzen und Entfernungen überwunden – abgestimmt auf die Möglichkeiten und Befindlichkeiten der Kinder. Dies fördert Orientierungs- und zeitliches Vorstellungsvermögen und steht im ausgewogenen Verhältnis von Spannung und Entspannung. 

Durch den Erwerb von Kenntnissen über die Natur wird das Gefühl der Achtung und Rücksichtnahme dieser gegenüber entwickelt und gefördert. 

„Ob wir heute den Kuckuck hören?“ 

So oder so ähnlich starten wir alle 14 Tage montags bei jeder Wetterlage in „unseren“ Wald. Ausgerüstet mit Seilen, Lupengläsern, Bestimmungsbuch, Pflastern und Getränken, in der Zeit von Rosenmontag bis St. Martin auch mit Decken, Isomatten und Picknick machen wir uns auf den Weg. So geht es zum See, zur „Schlucht“ oder zu unserem Aufenthaltsplatz. Unterwegs erleben die Kinder die Natur und ihre Abenteuer: 

  • Seilchen werden an Bäumen festgebunden, um sich an Hängen hochzuziehen. 
  • Lange Äste werden zu Angeln – Blätter zu Fischen. 
  • Die Schlucht wird auf dem Hosenboden hinuntergerutscht. 
  • Gefällte oder umgestürzte Bäume sind eine Herausforderung zum Balancieren. 
  • Ein stabiler Ast über einen Baumstumpf wird zur Wippe. 
  • Riesige, freiliegende Baumwurzeln sind Raumschiffe oder Flugzeuge. 
  • Selbstgebaute Asthütten aus zusammengetragenen Ästen sind unser Zuhause. 
  • Dichtes Farnlaub wird unser Urwald. 
  • Im morschen Baumstumpf wird ein Salamander entdeckt. 
  • Die flirrende Libelle wird am Seeufer bestaunt. 
  • Die Frösche werden während der Laichzeit beobachtet. 
  • Kleine krabbelnde Käfer werden auf dem dichten Waldboden entdeckt. 
  • Hunderte von Nacktschnecken auf den Wegen werden bei feuchtem Wetter gezählt. 
  • Dem Specht oder im Frühling dem Kuckuck wird gelauscht 
  • Einem Reh, das aufgeschreckt davonrast, wird nachgestaunt. 
  • In gemütlicher Runde wird im weichen Moos erzählt. 
  • Auf dem Rücken liegend werden den Wolken Bilder entlockt. 
  • In unseren gemeinsamen Runden wird davon berichtet und erzählt, denn nicht immer waren alle dabei. 
  • In Bestimmungs-, Pflanzen- und- Tierbüchern wird nachgeschlagen, um Wissenswertes zu erfahren. 
  • Gesammeltes und Mitgebrachtes werden ausgestellt oder verarbeitet und zu Spielmaterial gemacht, z.B. entstehen kleine Waldlandschaften, in denen unsere Holztiere leben können. 

Und vieles Unerschöpfliches mehr! 

Jeder Waldtag ist ein Erlebnis; immer wieder gibt es Neues zu entdecken und zu erfahren. Schön, in dieser Welt zu sein!

Die Erlebnisse und Ereignisse eines Waldtages klingen nach, werden vertieft und verarbeitet. 

Neben den Waldtagen bietet auch unser Garten vielfältige Möglichkeiten zum naturnahen Erleben: 

  • Unser kleines Gemüsebeet wird jahreszeitlich besät, bepflanzt, bearbeitet und abgeerntet. 
  • Die längst erwarteten Früchte einer Kastanie werden gesammelt und verarbeitet. 
  • Eichhörnchen und Singvögel werden beobachtet und gefüttert. 
  • Unter schattenspendenden Sträuchern entstehen im Sommer Wohnungen oder Piratenunterkünfte. 
  • Das Rasenmähen wird meist von allen gemeinsam erledigt. 
  • Nach Regenfällen sind Pfützen ein willkommener Wasserlieferant für unterschiedliche Spielaktionen. 
  • Im Sommer steht den Kindern eine Wasserspielstelle zur Verfügung und in der Sandkiste entsteht eine Matschecke. 
  • Außerhalb der Rasenfläche entstehen „Baustellen“. Hier wird gebuddelt und gegraben. In der Matschecke werden Gräben gezogen und fließendes Wasser zu kleinen Teichen gestaut. 
  • Unser Garten wird während des ganzen Jahres von den Kindern genutzt – auch bei Regen und kaltem Wetter – angemessene Kleidung ist allerdings Voraussetzung.